Wie steht das Judentum zu Bier? In der jüdischen Religion steht Wein für das Gute, Freudige, Gesellige und auch das Besondere, da Wein ein Luxusgut war und nur an bestimmten Tagen konsumiert wurde. Wein wird im Tanach und in der rabbinischen Literatur häufig mit Gesang in Verbindung gebracht. Es ist weithin unbekannt, dass Bier seit langem Teil der jüdischen Tradition ist. Das Jüdische Museum München widmete dem Thema eine Sonderausstellung, die Jüdische Allgemeinen einen Artikel von Rabbi Jehoschua Ahrens, aus dem ich nachfolgend paraphrasiere.

Ein beruhigendes Geheimnis

Juden entdeckten später im babylonischen Exil den Geschmack des Bieres. Im Talmud wird gefragt, was das aramäische Wort für Bierbrauer Sodana bedeutet. Die Antwort lautet: “Sod Nae” – ein beruhigendes Geheimnis. Bierbrauer war ein angesehener und geschätzter Beruf. Es wurde entweder aus Gerste, Feigen oder Maulbeeren gebraut, wie der Talmud weiter erklärt.

Laut einem Kommentar im Talmud ist Bier, wenn es richtig gebraut wird und um des Himmels willen konsumiert wird, wohltuend und somit gesundheitsfördernd. Im Talmud wird diese gesundheitsfördernde Wirkung des Bieres an verschiedenen Stellen beschrieben. Die medizinische Eigenschaften des Hopfens werden als Verhütungsmittel und Antiseptikum beschrieben.

Safran, Salz und Kümmel

Es gibt eine überlieferte Diskussion zwischen Ula, Rabbi Joseph und Raw Papa, welches Würzbier am besten gegen Verstopfung und Durchfall hilft. Ula meint, babylonisches Bier. Rabbi Josef ist von ägyptischem Bier aus je einem Drittel Gerste, Safran und Salz überzeugt, Raw Papa wiederum von Bier aus je einem Drittel Weizen, Safran sowie Salz und Kümmel.

Bier soll auch Tieren helfen. Es wird berichtet, dass einer der Ochsen von Raw Papa einmal Zahnschmerzen hatte. Er betrat das Haus und öffnete den Bottich mit Bier, trank davon und fühlte sich wieder gut.

Bier kann gelegentlich auch Wein ersetzen. Diese Geschichte wird im Talmud erzählt: “Einst kehrte Amemar in unserer Ortschaft ein, und da wir keinen Wein hatten, brachten wir ihm Bier.” Er sprach jedoch nicht die Hawdala, ein jüdisches Ritual, das am Samstagabend beim Einbruch der Nacht das Ende des Schabbat und den Beginn der neuen Woche markiert.

Bier als Wein des Landes

Ein Jahr später kehrte er in unserer Ortschaft ein, und wir besorgten ihm Bier, weil wir keinen Wein hatten. Er äußerte, dass dies offensichtlich der Wein des Landes sei.

Ein Kommentar aus dem 12./13. Jahrhundert besagt, dass man den Kiddusch (einen Segensspruch über einen Becher Wein, der den Sabbat und die jüdischen Feiertage einleitet) über Bier rezitieren kann, wenn es der “Wein des Landes” ist, ähnlich wie sie über Hawdala rezitieren. Die Verbote, Kiddusch über Bier zu rezitieren, gelten nur für Fälle, in denen es nicht der „Wein des Landes“ ist.

Tatsächlich kann man für die Hawdala anstelle des Weins Bier oder andere lokale Getränke verwenden.

Jüdische Brauereigründer

Die Liebe des Judentums zu Bier und dem Brauereihandwerk hat auch in der heutigen Zeit an Bedeutung gewonnen. Juden hatten eine bedeutende Rolle bei der Gründung bedeutender Brauereien:

  • Jakob von Hirsch, ein Hofbankier aus Bayern, etablierte die Schlossbrauerei Planegg als eine der ersten großen Brauereien und gründete später die Pschorrbräu AG.
  • Löwenbräu wurde von Moritz Guggenheimer zu einer der bekanntesten Brauereien seiner Zeit.
  • Die Gründer von Carlsberg in Dänemark, Ottakringer in Österreich und Rheingold Beer in den USA hatten alle eine jüdische Herkunft.

Seit einigen Jahrzehnten gibt es auch in Israel verschiedene Brauereien. Und seit 2013 für destilliertes Bier alias Whisky, die erste Whisky-Destillerie “Milk & Honey”!

Foto: Playground AI

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