So sehen derzeit meine Abende aus: Einen meiner Lieblingswhiskys zur Lektüre eines Buches, das wie der Whisky im Fass beinahe 10 Jahre ungelesen in meiner Bibliothek “reifte”. “Die Geschichte” von Gerth Medien ist eine sog. Synopse der Bibel. D.h. sie erzählt auszugsweise und frei(er) vom Urtext die Bibel als fortlaufende Geschichte Gottes mit uns.

Sie ignoriert dabei die traditionelle Reihenfolge und setzt die 66 Bücher der Bibel (ohne Apokryphen), teilweise sogar einzelne Kapitel in eine chronologische Abfolge. Soweit die Texte es erlauben. Und sie erspart die Mühsal mit Wiederholungen wie in den Chroniken- und Könige-Büchern oder den seitenlangen Ahnenregistern.

König David als Dolby-Surround-Erlebnis

Besonders reizvoll ist an der Bibel-Synopse, wie die beiden Samuel-Bücher, die von König David berichten, immer wieder durchkreuzt werden von passenden Psalmen Davids. Die Psalmen und David werden so lebendig und anschaulich wie nie zuvor. Das Drama seines Aufstiegs, seiner Kämpfe, seines Falls und seiner Begnadigung werden zu einem Dolby-Surround-Erlebnis.

Von der Hummel- zur Adler-Perspektive

Für mich, der die Bibel bisher sicher rund 10 Mal komplett nur in der traditionellen Reihenfolge gelesen hat, ist das erst einmal ungewohnt. Aber je weiter ich mich darauf einlasse, desto mehr finde ich Gefallen daran. Denn sie offenbart Gott, wie er in der “Hummel-Perspektive” schlecht zu erfassen ist.

“Hummel-Perspektive” meint, von Blüte zu Blüte, d.h. von Vers zu Vers, von Kapitel zu Kapitel zu “fliegen”. Ohne dabei die ganze Wiese, die umgebende Landschaft und den Himmel darüber ins Blickfeld nehmen zu können. Dazu braucht man die “Adler-Perspektive”, in der man wie der Adler weit über allem seine Kreise zieht und einen 360°-Blickwinkel hat.

Liest Du in der Bibel?

Biblizismus entgegenwirken

Die Adler-Perspektive beugt einem Biblizismus vor. Das ist die Neigung, jedes Wort der Bibel wortwörtlich zu verstehen. Und sich so, um im Bild der Hummel zu bleiben, im Dickicht der Wiese zu verlieren. Der Wechsel auf eine höhere Perspektive rückt alle Verse, Kapitel und Bücher zu einem großen Ganzen zusammen. Er lässt in Gottes Handeln den roten Faden erkennen, den Gott seit 3500 Jahren legt.

Gottes Handeln als universelle Sprache

Schließlich ist diese Leseweise auch sehr hebräisch. Ein Hebräer misst Gott nicht allein an seinen Worten, sondern auch an seiner “Gerechtigkeit”. Damit ist nach hebräischer Denkweise nicht nur sozialer Ausgleich gemeint, sondern auch die Übereinstimmung von Sprechen und Handeln. Also Gottes Glaubwürdigkeit.

In seinem Handeln teilt sich Gott eindeutiger mit, als es Sprache mit all ihren Begrenzungen und Missverständnissen erlaubt. Das Wort Gottes sollte stets nach Textgattung sowie im sprachlichen, geschichtlichen und kulturellen Kontext gelesen und ausgelegt werden. Das Handeln Gottes ist dem entgegen deutlich universeller verständlich, erschließt sich ohne Theologiestudium, intuitiv.

Kartenmaterial dürftig

Einen Makel hat die Bibel-Synopse. Zumindest die mir vorliegende deutsche Erstausgabe: das Kartenmaterial könnte mehr Ortsmarkierungen enthalten, detaillierter sein. So, wie man es von normalen Bibelausgaben kennt. Es fällt schwer, Geschehnisse wie z.B. den Auszug aus Ägypten und die Landnahme nachzuverfolgen.

Ungeachtet dessen kann ich Anfänger wie alte Hasen ermuntern, sich einmal auf diese Leseweise einzulassen. Sie ist fesselnd, unterhaltsam und lehrreich zugleich, eine kleine Perle im Meer der Bibeleditionen.

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Mehr am “Abend der Reinheit” mit der Frage: “Was wollte Jesus wirklich?”

Was wollte Jesus wirklich?

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